Kaspar-Brusch-Weg 6

93186 Pettendorf

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Inhaltsverzeichnis  
Kap. 4.5 - 4.7


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Kontraindiziert ist jede Manipulation im akuten Krankheitszustand.
Hier finden wir den Grad der Gewebsfestigkeit herabgesetzt, das
Volumen vermehrt (Quellung), die Verschieblichkeit in der oberen und
unteren Verschiebeschicht mehr oder weniger gestört und die
Schmerzempfindung bei Manipulation deutlich gesteigert.


Es kann durchaus sein, daß unterschiedliche Befunde
gleichzeitig miteinader auftreten. Das Gewebe kann in der
Schulter-Nackenregion z.B. fest und kaum verschieblich sein, während
es am Rücken oder im Kreuzbein-Hüftbereich auffallend
schlaff und der Gewebswiderstand herabgesetzt ist. Wir sahen auch
bereits, daß Einziehungen und Quellungen vergesellschaftet
auftreten. Ebenso kann innerhalb eines Segmentes die obere
Verschiebeschicht stark verhaftet sein, während die tiefe
Verschiebeschicht dem schlaffen Bild entspricht oder umgekehrt.



Bindegewebszonen haben diagnostische und therapeutische Bedeutung


4.6.1 Diagnostische Bedeutung

Sie besteht im Hinweis auf den Ort und die Intensität der
Erkrankung bzw. Störung. Im Unterschied dazu steht der klinische
Befund, der über die Art der Erkrankung etwas aussagt, was der
Bindegewebsbefund nicht vermag. Die Bindegewebszone drückt allenfalls noch
die Intensität der Erkrankung aus; aber auch nicht in jedem
Falle entspricht der Grad der Gewebsveränderung dem der
Erkrankung.


Bindegewebszonen lassen sich nachweisen:


Teirich-Leube bezeichnete solche Zonen als klinisch stumme
Bindegewebszonen.
Sie schreibt dazu: "Der
Bindegewebstastbefund muß hier als Ausdruck der Disposition,
der besonderen Ansprechbarkeit des Körpers für Störungen
und Erkrankungen eben dieses Organs aufgefaßt werden. Wie die
leptosome und pyknische Konstitution erfahrungsgemäß eine
Neigung zu bestimmten Störungen und Beschwerden haben, lassen
die Bindegewebszonen eine entsprechende Anlage der inneren Organe und des
Gefäßsystems erkennen."
Sie deuten damit gewissermaßen auf einen Ort geringeren Widerstandes hin, der
unter ungünstigen Bedingungen (Streß u.a.) zu Beschwerden
Anlaß geben kann, aber bei gleichmäßiger,
angemessener Lebensführung völlig störungsfrei bleibt.
Klinisch stumme Zonen finden sich vorwiegend bei jungen Menschen, die
noch keinerlei Streßsituationen ausgesetzt waren. Entsprechende
Organstörungen müssen von ihnen verneint werden, werden
aber nicht selten in der Familienanamnese spontan angegeben.
Inwieweit früher durchgemachte Erkrankungen eine Bindegewebszone geprägt
haben, wie Teirich-Leube annahm, oder ob hier von Anfang an eine
klinisch stumme Zone - im Sinne konstitutioneller Prägung der
Unterhaut - vorhanden war, ist zur Zeit noch fraglich. Bisherige
Beobachtungen lassen letzteres vermuten.


Auf der Grundlage dieser Auffassung
der Bindegewebszonen ist es verständlich, wenn bei Erkrankungen und
Beschwerden nicht nur die jeweiligen zum derzeitigen
Krankheitsgeschehen gehörenden Bindegewebszonen, sondern weitere und u.U.
sogar stärker ausgeprägte, aber klinisch stumme Zonen
festgestellt werden können.


Folgende Möglichkeiten sind zu
beobachten:


4.6.2 Therapeutische Bedeutung

Die therapeutische Bedeutung der Bindegewebsmassage besteht in der Möglichkeit,
vegetative Regulationsmechanismen zu beeinflussen, die auf innere
Organsysteme,, Gefäße und Nerven und die Gewebe
derKörperdecke und des Bewegungsapparates einwirken können.
Die Bindegewebsmassage hat einen gewissen "Normalisierungseffekt" auf
Organfunktionen und die periphere Gewebsspannung. Letztere ist
besonders dann für die Behandlung von Bedeutung, wenn die Bindegewebszone
Ursache kuti-viszeraler Reaktionen ist und einen Curculus virtiosus
unterhält


Im einzelnen läßt sich folgendes feststellen:


Bei Gewebsverhaftungen und gestörter Verschieblichkeit der
Schichten gegeneinander erreicht die Bindegewebsmassage eine eindeutige
Verbesserung. Auch schlaffes Gewebe kann bis zu einem gewissen Grad
beeinflußt werden, es wird straffer, eine relative Zunahme des
Turgors ist möglich.
Gewebskonsistenz und Volumen sind am
ehesten zu beeinflussen, wenn sie durch kurzdauernde akute
Erkrankungen verändert wurden. Bei rezidivierenden und
chronischen Erkrankungen ist die örtliche Trophik in der Regel
so verändert und manifest, daß eine Beeinflussung durch
Bindegewebsmassage nicht oder kaum möglich ist. Dasselbe gilt, wenn Konsistenz
und Volumen im Sinne einer klinisch stummen Zone verändert sind.


Im Rahmen der Behandlung kommt den "Klinisch stummen"
Bindegewebszonen eine besondere Bedeutung zu, wenn sie mit anderen Zonen, die im
direkten Zusammenhang mit dem akuten Krankheitsgeschehen stehen,
gleichzeitig vorhanden sind, Sie können die akuten Störungen
und die akute Bindegewebszone beeinflussen und müssen deshalb unbedingt mit
in die Behandlung einbezogen werden.



Bindegewebszonen werden durch Sehen und Tastenermittelt. Störungen und Erkrankungen innerer Organsysteme
beeinflussen die Körperdecke besonders im Rumpfbereich, so daß
Bindegewebszonen hier am ausgeprägtesten sind. Dabei lassen sie sich leichter
dorsal als ventral feststellen, so daß die Untersuchung
vorrangig am Rücken durchgeführt wird.


4.7.1 Lagerung des Patienten

Zur Untersuchung muß der Patient bis übers Gesäß
entkleidet sein und aufrecht sitzen
ohne übertriebene
Rückenstreckung.


Der Kopf ist geradeaus gerichtet, die
Füße stehen mit ganzer Sohle auf fester Unterlage
(Fußboden, Schemel).


Hüft- und Kniegelenke sind
annähernd rechtwinklig.


Der Schultergürtel ruht auf dem
Brustkorb, die Oberarme hängen seitlich am Rumpf und die Hände
liegen locker auf den Oberschenkeln.


Der Untersucher sitzt hinter dem Patienten auf
gleicher Höhe oder etwas tiefer, im günstigen Abstand vom
Patienten so, daß der ohne umständlichen
Stellungswechsel
lediglich durch geringe Gewichtsverlagerung
alle Rumpfbereiche geschickt erreichen kann


Die
zu beurteilenden Körperteile müssen günstig beleuchtet
sein. Kälteempfindliche Patienten sollen soweit wie möglich
zugedeckt bleiben und beim Behandeln im Sitzen vorne bekleidet sein
(auch Sichtschutz für Frauen). Es empfiehlt sich eine
Raumtemperatur von 25-26°C.


4.7.2 Das Sehen (Inspektion) der Bindegewebszonen

Es ist in erster Linie das veränderte Volumen - Einziehung
oder Quellung, die dem Untersucher ins Auge fallen und gewisse
Hinweise auf Gewebsveränderungen geben. Das gilt allerdings nur
für fasziennahe Bindegewebszonen. Hautnahe Zonen (zw. Lederhaut und
Unterhaut) verändern allenfalls Hautfärbung, Hautglanz,
Venenzeichnung u.ä., nicht aber das Volumen.


Verändertes Gewebsvolumen ist in der Regel:


Die sichtbaren Veränderungen in den unteren dorsalen
Brustkorbabschnitten sind in jedem Falle erst durch Tasten
zuverlässig zu beurteilen. Sie sind. u.U. mitverursacht durch
asymmetrische Entwicklung der Körperseiten. Beim Erwachsenen
sind sie oft verstärkt durch:


4.7.3 Schema der gut sichtbaren Bindegewebszonen und die
häufigsten Begleitbeschwerden

Es sind die Bindegewebszonen dargestellt, die erfahrungsgemäß immer
gut sichtbar sind. Sie sind nach ihrer Organbeziehung bezeichnet.


Arterielle Gefäßzonen der Beine: Breitflächige
und schnurartige Einziehung im Bereich des Gesäßes. Bei
stark ausgeprägten Zonen scheint der Patient nur noch auf den
analfaltennahen Abschnitten zu sitzen. Bei einseitiger Erkrankung
sind die Zonen einseitig vorhanden.

Begleitbeschwerden:Die betroffene Hautregion fühlt sich kalt an, ist grau oder
livid verfärbt und äußerst schmerzhaft bei Bewegung
oder bereits in Ruhe.


Blasenzone:
Etwa fünfmarkstückgroße Einziehung am oberen Ende der
Analfalte.


Begleitbeschwerden:Reizempfindlichkeit der Blase bei Abkühlung, häufiges
Wasserlassen bei kalten Füßen oder seelischer Erregung
(Examen u.ä.), kalte Füße beim Zubettgehen u.U. kalt
bis zu den Knien.


Dickdarmzone:
Ein 5-8 cm breites, eingezogenes Band, das beidseitig vom mittleren
Drittel des Kreuzbeins nach schräg außen unten verläuft.

Begleitbeschwerden:Neigung zu Verstopfung, bei Frauen besonders vor der Periode, auf
Reisen, bei Erwartungsspannung, Wechsel von Tag- zu Nachtschicht und
umgekehrt bei bestimmten Berufen, Diätumstellung u.ä. (die
Zone ist immer beidseitig).


Venen-Lympfzonen:
Ein etwa 5 cm breites, eingezogenes Band, vom mittleren Drittel des
Kreuzbeins parallel zu den Darmbeinkämmen über den M.
glutaeus medius
nach vorn verlaufend.


Begleitbeschwerden:Neigung zu Knöchelschwellungen am Abend, bei Hitze, bei Frauen
häufig vor oder während der Periode, schwere, müde
Beine, Fuß- und Wadenkrämpfe, nächtliche Parästhesien
(Sensibilitätsstörungen, z.B. Kribbeln), statische
Beschwerden nach Frakturen und Weichteilverletzungen. (Die Zone ist
jeweils auf der erkrankten Seite ausgeprägt).


Kleine
Genitalzone
(Menseszone): Flächige Einziehung auf
dem oberen Drittel des Kreuzbeins in Höhe der
Sakroiliakalgelenke.


Begleitbeschwerden:Schmerzhafte Regelblutung, verkürzte Intervalle zwischen den
Monatsblutungen - Dysmenorrhoe -, Rücken- und
Unterleibsschmerzen während der Menstruation,
Zwischenblutungen.
Am männlichen Rücken ist die
Einziehung vielfach in gleicher Weise ausgeprägt. Nach unseren
Erfahrungen steht sie im Zusammenhang mit Störungen und
Erkrankungen der Hoden.


Große
Genitalzone
(Hypomenorrhoezone): Großflächige
Einziehung über dem Kreuzbein und dem dorsalen Teil der
Darmbeinkämme. Sie erweckt den Eindruck einer Reliefarmut.

Begleitbeschwerden:Neigung zu verlängerten Intervallen zwischen den Monatsblutungen
und zu verlängerter Blutungsdauer (4-6 Tage), Neigung zu
sekundärer Amenorrhoe bei ungewohnter physischer oder auch
psychischer Überlastung. (Die Zone ist besonders ausgeprägt
bei verspäteter Menarche und infantilem Genitale).


Dünndarmzone:
Flächige Einziehung oberhalb des Kreuzbeins direkt über der
kleinen Genitalzone.

Begleitbeschwerden:Neigung zu Durchfällen oder beschleunigter Verdauung bei
Diätfehlern oder seelischer Belastung (Examensangst u.ä.).


Leberzone:
Flächige Einziehung über der rechten hinteren
Brustkorbseite, besonders auffällig zwischen unterem
Schulterblattwinkel und Wirbelsäule und auf dem seitlichen
Rippenrand

Begleitbeschwerden:Abneigung gegen fette Speisen, u.U. bereits beim Gedanken daran,
Abneigung gegen Hülsenfrüchte, Bevorzugung von Butter als
Speisefett. Patienten geben oft an, daß sie nicht gerne morgens
zeitig frühstücken, sondern lieber später am
Vormittag, auch Kaffee wird nicht gut vertragen. Bei und nach
Hepatitis mit funktionellen Leberstörungen klagen die Patienten
über Völlegefühl und Druck im rechten Oberbauch nach
dem Essen.


Magenzone:
Flächige Einziehung über der linken hinteren
Brustkorbseite, neben der Wirbelsäule.

Begleitbeschwerden:Magendruckgefühl und Schmerzen nüchtern, nach dem Essen,
bei zu hastigem Essen und zu kalten Speisen, bei seelischer
Belastung. (Die Zone ist besonders ausgeprägt bei Gastritis,
Magenulkus, funktionellen Magenbeschwerden aller Art, auch bei
Magensenkung, sofern sie Beschwerden macht).


Herzzone:
Breitflächige Einziehung über der linken hinteren
Brustkorbseite - bandförmige Einziehung über dem unteren
Schulterblattwinkel bis zur Achselhöhle verlaufend.

Begleitbeschwerden:Stechen über dem Herzen, besonders beim Treppensteigen und auf
ansteigenden Wegen, Herzunruhe, Herzklopfen und Atembeklemmungen bei
längerem Liegen auf der linken Seite; als Schlaflage wird die
rechte Seite bevorzugt. (Besonders ausgeprägt sind die Zonen
bei Koronarinsuffizienz und Herzmuskelerkrankungen).


Kopfzonen:


Begleitbeschwerden:

Arterielle
Gefäßzone der Arme
: Flächige Einziehung auf
dem Schulterblatt und über dem hinteren Abschnitt des M.
deltoideus
- sein Muskelrelief erscheint abgeflacht.

Begleitbeschwerden:Nächtliche Parästhesien in Fingern, Händen, Armen,
Absterben der Finger, kalte Hände, dicke Finger morgens beim
Aufwachen (die Zone ist jeweils auf der erkrankten Seite ausgeprägt).


Bindegewebszonen im
Zusammenhang mit Erkrankungen von Lunge/Bronchien, Pankreas und
Nieren sind in der Regel nicht sichtbar.



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